Promotion Pädagogik
Lohnt sich der Doktortitel für Pädagog:innen?

Faden Symbolbild Promotion Paedagogik

Wann lohnt sich eine Promotion in der Pädagogik? © OksanaPhoto / photocase.de

Eine wissenschaftliche Laufbahn im pädagogischen Bereich, eigenständige Forschung oder eine Tätigkeit auf Führungsebene – mit einem Doktortitel eröffnen sich Pädagogen zusätzliche Perspektiven. Dennoch sollte eine Promotion gut durchdacht werden.

Veröffentlicht: 04.12.2017

Von: Andrea Martini

Im Fachbereich Pädagogik promoviert in etwa jeder zehnte Absolvent. Die meisten von ihnen bleiben der Wissenschaft auch nach dem Doktortitel treu. Doch welche Art der Promotion ist in der Pädagogik üblich? Was gibt es zu beachten, und lohnen sich die Mühen am Ende?

Wie in anderen Fachbereichen besteht auch in der Pädagogik die Möglichkeit einer individuellen oder einer strukturierten Promotion. Der Großteil der Pädagogik-Promovenden entscheidet sich für die Individualpromotion, das heißt, die Doktoranden suchen sich einen Betreuer und arbeiten eigenständig an ihrer Dissertation. Dabei ist die interne individuelle Promotion, also eine in der Universität verankerte Arbeit, der gängigste Weg bei den Pädagogen. Externe Promotionen sind in diesem Bereich selten.

Das strukturierte Promotionsmodell ist in der Pädagogik bislang noch nicht sehr verbreitet. So sind lediglich circa zehn Prozent der promovierenden Erziehungswissenschaftler Mitglied eines strukturierten Programms. Ein solches bietet neben individueller Betreuung einen festen Lehrplan für eine vorgegebene Zeit und ein Stipendium. Pädagogen, die im Rahmen eines strukturierten Modells promovieren möchten, können sich zum Beispiel an der Graduiertenschule Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main oder am Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule bewerben.

Die durchschnittliche Promotionsdauer im pädagogischen Bereich liegt beispielsweise bei Erziehungswissenschaftlern bei 4,3 Jahren. Um diese Zeit auch finanziell zu meistern, arbeiten die meisten Pädagogik-Promovenden als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität, an der sie promovieren. Besonders begabte Doktoranden können sich darüber hinaus für ein Promotionsstipendium beziehungsweise einen Wissenschaftspreis bewerben. Einige dieser Auszeichnungen und Stipendien werden speziell auch für den pädagogischen Bereich ausgelobt.

Auch in der Pädagogik besteht die Möglichkeit der sogenannten Direktpromotion – einer Promotion, die ohne Masterstudium oder Diplomabschluss direkt an den Bachelor anschließt. Laut dem Hochschulkompass, dem Informationsportal der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), bieten 76 der insgesamt 132 pädagogischen Fakultäten diesen Shortcut an. Allerdings wird er wie in anderen Fachbereichen nur sehr selten wahrgenommen. Ähnlich verhält es sich mit der sogenannten kumulativen Dissertation, bei der die Doktoranden mehrere einzeln veröffentlichte Fachartikel einreichen können: 89 pädagogische Fakultäten deutschlandweit bieten diese Promotionsform zwar an, doch üblich in dem Fachbereich ist das traditionelle Modell, die Monografie.

Der größte Teil promovierter Pädagogen ist im Wissenschaftsbereich tätig. So sind laut der WiNbus-Erhebung (2012) beispielsweise 75 Prozent der Berufsgruppe Erziehungswissenschaftler/Psychologe mit Lehraufgaben an Universitäten betraut. Gut die Hälfte davon hat während der Promotionsphase eine Anstellung in Forschung und Lehre zum Ziel. Unter den bereits Promovierten streben sogar 90 Prozent einen Job in der Wissenschaft an. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass der Fokus bei Promovierenden der Pädagogik im Hochschulbereich liegt.

Doch auch in der freien Wirtschaft gibt es Einsatzbereiche für Pädagogen, etwa als Leitung einer Betreuungseinrichtung, in der Personalabteilung, in Stiftungen, politischen Verbänden etc. Allerdings fungiert ein Doktortitel hier nicht zwangsläufig als Karriere-Instrument, denn viel wichtiger sind den Personalentscheidern oftmals Praxiserfahrungen. Wer sich mit einem Doktortitel außerhalb des Wissenschaftsbereichs bewirbt, sollte dabei also grundsätzlich höhere Positionen in Betracht ziehen; andernfalls besteht die Gefahr der Überqualifizierung durch die Promotion.

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Einen spezifischen Arbeitsmarkt für promovierte Pädagogen gibt es nicht. Während ein Doktortitel für eine wissenschaftliche Karriere nahezu zwingend ist, spielt er in der Wirtschaft eine eher untergeordnete Rolle. Da promovierte Pädagogen außerhalb der Universität häufig eine Stelle mit Führungsaufgaben anstreben, liegt ihr Gehalt letztlich höher als das ihrer nicht promovierten Kollegen, die in Jobs auf mittlerer Hierarchieebene arbeiten.

Wer sich für eine Karriere in Lehre und Forschung entscheidet, erhält von Anbeginn seinen Lohn nach Tarifvertrag und mit einer Professur nach der W-Besoldung. Der Verdienst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Doktorand oder Postdoc ist also ebenso festgesetzt wie der eines Pädagogen mit Juniorprofessur oder Professur.

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