Arten der Habilitationsschrift: Monografie und kumulative Habilitation
Generell gibt es zwei Möglichkeiten, seine Habilitationsschrift anzufertigen: die klassische Monografie und die kumulative Habilitation. Seit Jahren wird innerhalb der Wissenschaftsgemeinde über die Sinnhaftigkeit der klassischen Habilitation diskutiert. Die einen halten die Monografie für dringend notwendig, andere sehen sie als altbackenen, zu viel Zeit verschlingenden Ritus. In der Regel stehen beide Formen für den Habilitanden zur Auswahl.
Die genauen Anforderungen an die Habilitationsschrift sind in den jeweiligen Habilitationsordnungen der einzelnen Fakultäten festgelegt. An der Fakultät Umweltwissenschaften der Technischen Universität Dresden, die für diesen Artikel exemplarische Beispiele beisteuert, entscheidet sich inzwischen die deutliche Mehrheit der Habilitanden für die kumulative Arbeit.
Die Monografie
Die Monografie war in Deutschland bis vor zehn bis 20 Jahren als Habilitationsschrift der Standard. Sie wird oft auch als „zweites Buch“ bezeichnet – das erste in dieser Zählung ist die Dissertation. Während die Dissertation ausschließlich ein einzelnes Thema behandelt, ist die monografische Habilitation deutlich breiter angelegt, denn mit ihr wird ein größerer Themenkomplex mit einem umfassenderen Ansatz bearbeitet. Der Beitrag zum Fach, den die monografische Habilitation leistet, soll ein bedeutsamer sein, und entsprechend hoch auch der Zugewinn an Erkenntnissen.
Ein gutes Vorbild können da mit Sicherheit die wichtigsten Monografien des jeweiligen Faches sein. Wer eine solche Arbeit angehen will, sollte sich vorab mit dem Mentor der Habilitation – in der Regel der Professor, bei dem der Habilitand arbeitet beziehungsweise der das Fach vertritt, dem die Habilitation zuzuordnen ist – und auch mit weiteren Professoren und frisch Habilitierten austauschen, ob das Vorhaben den Anforderungen einer Habilitation in dem Fach genügt.
Die kumulative Habilitation
Bei der kumulativen Habilitation werden vom Habilitanden bereits veröffentlichte Aufsätze und Artikel eingereicht, die von einem einleitenden Text und einem Fazit umrahmt werden. Bedingung ist, dass Forschungswert und Erkenntnisgewinn dieser Publikationen denen einer Monografie gleichkommen. Damit ist die kumulative Habilitation zu einer zeitsparenden Variante zur klassischen Habilitation geworden, die in den vergangenen Jahren deutlich an Relevanz gewonnen hat.
Hintergrund ist die zunehmende Bedeutung von Publikationen für die Forschenden und der damit verbundene Aufwand, der sich mit einer kumulativen Habilitation besser vereinbaren lässt. Laut Dekan Prof. Dr. Hans-Gerd Maas sowie Prof. Dr. Christian Bernhofer von der TU Dresden haben zwei weitere Entwicklungen zu der gesteigerten Relevanz der kumulativen Arbeit beigetragen:
- Ein wichtiger Impuls für das Umdenken resultiert aus der zunehmenden Bedeutung bibliometrischer Maße in der Forschung. Ein Beispiel dafür ist der Hirsch-Index, auch H-Index genannt. Er wurde entwickelt, um anhand der Anzahl der Publikationen eines Wissenschaftlers und der Häufigkeit der Zitationen der Artikel die wissenschaftliche Leistung eines einzelnen Forschenden bewerten und vergleichen zu können.
- Mit der Veröffentlichung von Monografien hätten Wissenschaftler mitunter nicht die Möglichkeit, ein ähnlich breites Publikum zu erreichen wie bei einzelnen Publikationen in den angesehenen Fachmedien, da diese vornehmlich zum Austausch von Informationen und neuen Erkenntnissen genutzt würden. Zudem könnten auf den Autoren bei der Veröffentlichung einer Monografie erhebliche Kosten zukommen.