Privathochschulprofessur
Professorin oder Professor an einer Privathochschule: Voraussetzungen, Gehalt, Inhalte

Eine lächelnde, ältere Professorin im Treppenhaus einer privaten Hochschule

Für Professuren privater Hochschulen gibt es ähnliche Einstellungsvoraussetzungen wie an staatlichen Hochschulen © xavierarnau / iStock.com

Die Zahl der Professuren an Privathochschulen steigt. Damit wächst eine interessante Alternative zur Universitätsprofessur. Wer sich in der Forschung etablieren will, sollte jedoch einen anderen Weg wählen.

Veröffentlicht: 29.04.2024

Von: Maria Zeitler

Ebenso wie staatliche Universitäten sind auch private Einrichtungen ein wichtiger Teil des deutschen Hochschulsystems und Abschlüsse je nach Hochschule ebenso anerkannt. Dennoch gibt es einige Unterschiede.

Während die staatlichen Hochschulen als öffentlich-rechtliche Körperschaften der Aufsicht der Bundesländer unterstehen, sind private Hochschulen meist gewinnorientierte oder gemeinnützige GmbHs, Stiftungen oder Vereine. Im Gegensatz zu den staatlichen Hochschulen (und gleichgestellten wie medizinischen oder pädagogischen Hochschulen) haben sie kein Promotions- und Habilitationsrecht. Es gibt jedoch auch im privaten Bereich unterschiedliche Hochschultypen, die von Fachhochschulen bis hin zu Kunst- und Musikhochschulen reichen.

Große Unterschiede gibt es bei der Finanzierung: Staatliche Universitäten finanzieren sich zu 73 Prozent durch Trägermittel vom Land und zu 22 Prozent aus öffentlichen Drittmitteln, die über Forschungsprojekte, zum Beispiel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben werden. Das ergab eine Studie des Stifterverbands zu privaten Hochschulen im Jahr 2020.

Private Einrichtungen dagegen erhalten mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen durch die teilweise sehr hohen Studiengebühren (rund 1,6 von knapp 3 Millionen Euro in 2022, Quelle: Destatis), aber auch durch wirtschaftliche Aktivitäten wie Gewinnen aus Unternehmen und Beteiligungen sowie Einnahmen aus Vermietung oder Lizenz- und Patentverträgen. Ebenso wie staatliche Hochschulen dürfen sie Professoren und Professorinnen beschäftigen.

Private Hochschulen hatten in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum erfahren, stagnierten aber zuletzt: : Gab es insgesamt 90 privaten Hochschulen im Jahr 2010, waren es 2020 bereits 116, 2021 dann 115, 2022 114 und 2023 wieder 115 (Quelle: Destatis). Die Studierendenzahlen haben sich dabei laut des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht – von 33.287 im Jahr 2002 auf 365.022 Studierende im Wintersemester 2022/2023.

Diese Zahlen legen nahe, dass diese Bildungseinrichtungen auch ein interessanter Arbeitsbereich für deutsche Wissenschaftler:innen sind. Tatsächlich stieg die Zahl der Professuren von 1.433 im Jahr 2010 auf 3.630 im Jahr 2021 (Quelle: Destatis). Der Anteil an Teilzeitprofessuren ist relativ hoch, so dass die rund 3600 beschäftigten Professorinnen und Professoren laut Stifterverband-Studie 2700 Vollzeitequivalenten entsprechen.

Inhaltlich hat sich an den privaten Hochschulen laut Stifterverband-Studie dagegen wenig verändert: 69 Prozent aller Studierenden belegen ein Fach im Bereich Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften. Das Spektrum ist außerdem geprägt von sehr vielen thematisch eng gefassten Studiengängen wie beispielsweise Hotel-, Sport-, Tourismus-, Kommunikations- oder Event-Management. Die MINT-Studienfächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind an privaten Hochschulen mit 13 Prozent weniger vertreten, geisteswissenschaftliche Fächer spielen kaum eine Rolle. Die Ausbildung an privaten Hochschulen ist außerdem davon gekennzeichnet, dass ein Drittel ein Fernstudium absolviert und 40 Prozent in Teilzeit studieren.

Auch wenn im privaten Hochschulbereich immer wieder Neugründungen zu verzeichnen sind, sind vor allem große Einrichtungen erfolgreich, die über entsprechende Ressourcen und skalierbare Geschäftsmodelle verfügen. Sie gründen neue Standorte oder kaufen bestehende kleinere Hochschulen auf.

Zu den größten privaten Hochschulen in Deutschland zählen 

  • die FOM Hochschule für Oekonomie & Management, die Bachelor- und Master-Studiengänge anbietet und gezielt Teilzeitstudierende anspricht, die neben Beruf oder Ausbildung ein Studium absolvieren wollen. Sie betreibt 29 Hochschulzentren und kooperiert mit anderen Einrichtungen.
  • die IU Internationale Hochschule (früher IUBH): Sie bietet duale und Fernstudiengänge auf Deutsch und Englisch an. 
  • die Hochschule Fresenius: Sie hat Voll- und Teilzeitstudiengänge für den Bachelor- und Masterabschluss, aber auch Ausbildungen und Weiterbildungen im Angebot – seit 2016 gibt es auch Fernstudiengänge.
  • die neun SRH-Hochschulen. Diese sind eigenständige Hochschulen, gehören jedoch alle demselben Träger. Sie bilden thematisch vor allem die Bereiche Business und Management, Medien und Gesundheit ab. 
  • die HFH Hamburger Fern-Hochschule, die in den Fachbereichen Wirtschaft und Recht, Technik sowie Gesundheit und Pflege ausschließlich berufsbegleitende Fernstudiengänge anbietet.

Weitere wichtige private Hochschulen sind die SRH Hochschule für Gesundheit, die International School of Management (ISM), die WHU – Otto Beisheim School of Management, die Munich Business School und die PFH Private Hochschule Göttingen.

Studierende an den fünf größten privaten Hochschulen (2024)

Private Hochschule Anzahl Studierende

FOM Hochschule für Oekonomie & Management

rund 50.000

IU Internationale Hochschule

mehr als 130.000

Hochschule Fresenius

mehr als 18.000

HFH Hamburger Fern-Hochschule

rund 14.000

SRH Hochschulen

20.000

Quelle: Eigene Recherche

Was muss man mitbringen, um in die Professorenschaft einer privaten Uni aufgenommen zu werden – und wo sind die Unterschiede zu staatlichen Hochschulen?

Ähnlich wie bei Fachhochschul-Professuren wird auch an privaten Hochschulen in der Regel eine mehrjährige Berufspraxis vorausgesetzt: Oft sind dies fünf Jahre, davon drei Jahre außerhalb der Hochschule. Darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede zu den Voraussetzungen und Berufungsverfahren an staatlichen Hochschulen:

  • Eine Promotion ist keine zwingende Voraussetzung (auch aussagekräftige Portfolios mit Arbeitsbeispielen oder ähnliche Arbeitsproben/Erfahrungen, die die Fachqualifizierung und die promotionsadäquate Leistung belegen, sind oft ausreichend).
  • Didaktische Kompetenz und Lehrerfahrung sind wichtiger als die Zahl und Qualität wissenschaftlicher Publikationen.
  • Berufungsverfahren: Ein Konzeptionspapier und eine Lehrprobe sind nötig, die Bewerbung kann oft auch per Onlineverfahren gemacht werden; häufig ist die zu berufende Professorin oder der Professor schon als Dozent:in an der privaten Hochschule tätig. Im Gegensatz hierzu ist das Berufungsverfahren an staatlichen Hochschulen aufgrund des Prinzips der Bestenlese sehr komplex und langwierig.
  • Das Gehalt ist Verhandlungssache – völlig abweichend von dem Ablauf an staatlichen Hochschulen (die in der Regel Beamt:innen sind und eine festgesetzte Besoldung erhalten). Private Einrichtungen beschäftigen ihre Professorenschaft im Angestelltenverhältnis. Der Arbeitsvertrag wird zwischen Hochschule und Professor:in abgeschlossen; an staatlichen Schulen mit dem Dienstherrn, also für gewöhnlich mit dem Bundesland. 

Der Fokus einer Professur an einer privaten Hochschule liegt stets auf einer sehr praxisnahen Ausbildung; die Lehre nimmt den größten Teil der Arbeitszeit ein. Für Forschung und eigenständige Publikationen in der einschlägigen Fachliteratur bleibt hingegen wenig Zeit. 

Besonders wichtig für die Profilierung ist es, in engem Austausch mit zahlreichen wichtigen Unternehmen aus der freien Wirtschaft zu stehen – dieses Netzwerken gehört also ebenfalls zu den Kernaufgaben an privaten Einrichtungen. An staatlichen Hochschulen ist Netzwerken ebenfalls wichtig, allerdings liegt hier der Fokus verstärkt auf Kontakten in der wissenschaftlichen Fachwelt. 

Nicht zuletzt ist die zeitintensive persönliche Begleitung und der Kontakt zu den Studierenden sehr wichtig: Da Studienbeiträge die größte Finanzierungsquelle privater Hochschulen darstellen, sind die Zufriedenheit der Studierenden mit der Lehre und eine enge Betreuung durch die Professorenschaft von zentraler Bedeutung. 

Anzeige

Professor:innen an einer Privathochschule handeln ihr Gehalt mit der Bildungseinrichtung aus. Die Höhe hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut der Bewerber oder die Bewerberin auf die Stelle passt, welche Relevanz der Lehrstuhl innerhalb der Hochschule hat und wie das Anforderungsprofil für die Stelle aussieht. Argumente für ein höheres Gehalt können auch die eigene aktuelle Vergütung, die wissenschaftlichen Herausstellungsmerkmale oder die Bewerbersituation sein. Bei Konkurrenzangeboten staatlicher Hochschulen, wenn es für das Fach an Lehrpersonal mangelt oder wenn die Hochschule den Kandidaten oder die Kandidatin als hochkarätiges Aushängeschild gewinnen möchte, haben geeignete Bewerber:innen eine besonders gute Ausgangsposition für die Gehaltsverhandlungen. 

Auch wenn private Hochschulen nicht daran gebunden sind, orientieren sie sich dennoch oft an der W-Besoldung, wie sie an staatlichen Hochschulen für Lehrstühle üblich ist. Diese beträgt für eine Juniorprofessur (Stufe W1) je nach Standort um die 5.000 Euro monatlich brutto (Stand 2024), W2- und W3-Professoren verdienen grob zwischen 6.000 und 8.000 Euro monatlich

Professorinnen und Professoren an privaten Bildungseinrichtungen sollten berücksichtigen, dass sich diese Werte auf das Grundgehalt beziehen – Beamt:innen können zusätzliche Leistungsbezüge und einen Familien- und Kinderzuschlag erhalten. Berücksichtigt werden muss außerdem, dass angestellte Professor:innen anders als Beamte und Beamtinnen hiervon noch anteilig Sozialversicherungsabgaben zahlen müssen. Über flexible Gehaltsbestandteile wie Boni zusätzlich zu verhandeln, kann sich also lohnen, denn Familienzuschläge und Weihnachtsgeld sind eher unüblich. 

Wer erwägt, sich aus einem bestehenden Beamtenverhältnis abwerben zu lassen, muss besonders genau überlegen und verhandeln, denn hier geht es auch darum, die (Alters-)Versorgungsdifferenz zwischen Beamten- und Angestelltenverhältnis auszugleichen. Kündigungsmöglichkeiten und -fristen, sowie die Länge einer eventuellen Probezeit oder Befristung sollten vor einer Unterschrift sorgfältig geprüft werden.

Nichts mehr verpassen?

Legen Sie sich einen Account an, um von allen Vorteilen unter “Mein academics” zu profitieren!

Für eine Karriere als Privathochschulprofessorin spricht erst einmal ganz einfach, dass der Zugang etwas leichter ist: Es wird nicht wie an staatlichen Universitäten eine Promotion und Habilitation verlangt, da – wie überigens auch bei einer HAW-Professur – die Berufserfahrung essenziell ist. Auch sind die Chancen größer, da nicht zahllose Mitbewerber:innen aus dem akademischen Mittelbau auf die einzige Karrierechance Professur hinarbeiten. Wer die entsprechende Berufserfahrung hat, kann sich bei den oft thematisch eng gefassten Stellen auf die genau passende bewerben.

Wer bei der Professur vor allem an die Lehre denkt, mit den Studierenden arbeiten will und eine eher geringere Motivation hat, eigene Forschung zu betreiben, der ist hier auch richtig. Durch den starken Fokus auf die Lehre ist das an Privathochschulen möglich – im Gegensatz zu den staatlichen Unis, an denen ohne entsprechende regelmäßige Publikationen die wissenschaftliche Karriere nicht weitergeht.

Ein weiterer Vorteil an der Privathochschule kann die Nähe zur Wirtschaft sein: Professor:innen können Innovationspartner für Unternehmen sein, spannende Transformationsprozesse begleiten und zusammen mit Unternehmen an ganz konkreten Lösungen für Herausforderungen aus Arbeitswelt und Gesellschaft arbeiten.

Der enge Kontakt zur freien Wirtschaft spricht aber noch aus einem anderen Grund für die Privatuni: Durch die Kontakte bieten sich bei einem Ausscheiden aus der Professur oft gute Möglichkeiten zur Weiterbeschäftigung. Jungen Akademiker:innen an staatlichen Unis, die keine Professur ergattern können, stehen diese mangels Berufserfahrung oft nicht offen.

Professuren an Privathochschulen werden außerdem überdurchschnittlich oft in Teilzeit ausgeführt: Wer also Wert auf eine entsprechende Work-Life-Balance, zum Beispiel mit kleinen Kindern, auf einen zusätzlichen Job in der Wirtschaft oder auf eine Unternehmensgründung legt, kann das hier eher realisieren.

Gegen einen Job an der Privathochschule spricht die fehlende Verbeamtung. Die Sicherheit einer Anstellung auf Lebenszeit, zusätzliche Leistungen, eine hohe Altersvorsorge und Versorgung der Familie ist eher mit einer Professur an einer staatlichen Hochschule zu erreichen.

In der schnelllebigen privaten Hochschullandschaft kann es außerdem passieren, dass gerade kleine Einrichtungen durch den finanziellen Druck schließen müssen. Somit droht der Verlust des Arbeitsplatzes – ganz im Gegensatz zu einer Universitätsprofessur, bei der der oder die Lehrende in der Regel auf Lebenszeit verbeamtet ist.

Wem die wissenschaftliche Reputation in der Fachwelt wichtig ist, wird an einer privaten Bildungseinrichtung wohl nicht glücklich werden. Da diese sich meist aus entsprechenden Forschungsprojekte und Publikationen speist, hat man hier das Nachsehen.

Seriösitiät: Im Gegensatz zu staatlichen Universitäten muss man an privaten selbst prüfen, wie seriös die anvisierte Hochschule ist und ob die Studiengänge akkreditiert worden sind – das Niveau der Hochschulen ist sehr unterschiedlich. Das CHE-Ranking kann hier helfen: Es informiert unter anderem über das Renommee einer Hochschule.

Artikel teilen