Karriereziele definieren
Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Karrierewege?

Eine Frau in hellgrünem Pulli zielt mit einem Dartpfeil auf eine Dartscheibe

Warum ist gerade ein Jahreswechsel dazu geeignet seine Karriereziele neu zu definieren? © SeventyFour / iStock.com

Akademische Laufbahn, öffentlicher Dienst, eine NGO oder doch in die freie Wirtschaft? Wer die Optionen kennt und seine Karriereziele ganz konkret formuliert, hat bessere Chancen auf Erfolg.

Veröffentlicht: 15.07.2024

Von: Maria Zeitler

Wer einen Studienabschluss in der Tasche hat, hat die Qual der Wahl: Wo soll der berufliche Weg hinführen? Ist eine Promotion sinnvoll, vielleicht sogar danach eine akademische Laufbahn? Oder lieber nach dem Bachelor oder Master gleich ein Job in der freien Wirtschaft? Die Gründung eines eigenen Unternehmens? Eine Tätigkeit in einer NGO? Nur wer weiß, welche Optionen vorliegen und was die jeweiligen Vor- und Nachteile sind, kann auch entscheiden, was zu ihm oder ihr passt. Im Folgenden ein Überblick.

Mit einem Hochschulabschluss steht zunächst die klassische universitäre Laufbahn offen. Das bedeutet, an die Masterarbeit eine Doktorarbeit anzuschließen und zu promovieren. Danach folgt die Postdoc-Phase, vielleicht auch im Ausland. Als nächstes folgt auf der Karriereleiter eine Tenure-Track-Professur oder die Habilitation, die meist Voraussetzung für eine Anstellung als Privatdozent, Juniorprofessorin oder Professor ist.

  • Vorteile: Planbare Gehälter für die Dauer des Arbeitsvertrags als Tarifangestellter oder Beamtin; die Möglichkeit, wissenschaftlich zu forschen und zu lehren.
  • Nachteile: Relativ unsichere Karriere wegen befristeter (Teilzeit-)Verträge und geringer Chancen auf eine Professur; meist niedrigere Gehälter als in der freien Wirtschaft. 

Der öffentliche Dienst (außerhalb von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen) ist eine weitere Karriereoption. Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig und reichen von der kommunalen Verwaltung, Ämtern und Behörden über Schulen, staatliche Krankenhäuser und Sparkassen bis hin zu Flughäfen. 

  • Vorteile: Planbares Gehalt als Tarifangestellte:r oder Beamt:in, Stabilität, klar geregelte Arbeitszeiten, gute Vereinbarkeit von Job und Familie. Bei Verbeamtung: Sicherheit auf Lebenszeit.
  • Nachteile: Eventuell geringeres Gehalt als in der freien Wirtschaft, vor allem bei Tarifangestellten; starke Weisungsgebundenheit. 

Eine Alternative zur wissenschaftlichen Laufbahn ist ein Wechsel in die freie Wirtschaft – direkt nach dem Studienabschluss oder auch nach der Doktorarbeit. Mit einer Promotion in der Tasche ist die Chance auf eine Führungsposition in vielen Branchen (aber nicht überall) höher. Gerade wer in der forschenden Industrie Fuß fassen möchte, sollte promovieren. 

  • Vorteile: Meist bessere Gehälter und seltener befristete Arbeitsverträge, häufiger in Vollzeit (wenn gewünscht); schnellere Aufstiegschancen bei entsprechender Leistung. 
  • Nachteile: Häufig höherer Leistungs- und Zeitdruck.  

Nicht zuletzt ist die Selbstständigkeit eine Option für Masterabsolvent:innen oder promovierte Wissenschaftler:innen. Wer eine zündende Geschäftsidee hat, strukturiert, diszipliniert und zielstrebig ist sowie betriebswirtschaftliche Kenntnisse hat, kann eventuell ein eigenes Unternehmen gründen.

  • Vorteile: Der eigene Chef oder die eigene Chefin sein, etwas Neues schaffen; bei Erfolg extrem hohe Gehälter möglich.
  • Nachteile: Hoher Arbeitsaufwand, hohes unternehmerisches Risiko. 

Mal eben kurz die Welt retten? Das wohl nicht. Nichtsdestotrotz ist ein Job in einer NGO oder NPO in der Regel äußerst erfüllend – aber oft herausfordernd. Wer aber mehr Wert auf eine sinnstiftende Tätigkeit als große Gehälter legt, kann bei einer NGO oder auch beispielsweise Stiftung eine befriedigende Karriere gestalten.

  • Vorteile: Sinnstiftende Tätigkeiten; das gute Gefühl, etwas Gutes zu tun
  • Nachteile: Meist keine üppigen Gehälter, manchmal hohe psychische und physische Belastung; bei Projekten: befristete Verträge


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Bevor konkrete Karriereziele abgesteckt werden, sollte am Beginn des Prozesses eine Selbstanalyse stehen. Für diese sollte man sich Zeit nehmen – und sich selbst gegenüber ehrlich sein. Was kann ich wirklich, was will ich wirklich? Gespräche mit Freunden und Familie, Kolleginnen oder Kollegen und den Lehrenden können helfen, Stärken und Schwächen zu identifizieren. 

Denn entscheidend für die Formulierung des angestrebten Karriereziels sind in hohem Maße auch die individuellen Fähigkeiten, Charaktereigenschaften und Vorlieben: Bin ich extrovertiert, mutig, kann ich mich gut durchsetzen, bin ich strukturiert oder unorganisiert, kann ich analytisch denken, stehe ich gerne vor Leuten und kann gut präsentieren oder brüte ich lieber stundenlang alleine über einer Aufgabe? Beantwortet werden sollten zudem auch die folgenden Fragen: 

  • Wie viel Risiko – finanziell und auch in Sachen Jobsicherheit – bin ich bereit einzugehen?
  • Wie wichtig ist mir Stabilität?
  • Welchen Stellenwert hat ein hohes Einkommen?
  • Wie wichtig sind mir Freizeit, Urlaub und Privatleben?
  • Wie gut müssen sich (geplante) Familie und eine gute Work-Life-Balance umsetzen lassen?
  • Will ich gesellschaftlichen Status erreichen?
  • Kann und will ich Personal- und/oder Budgetverantwortung übernehmen?
  • Ist der Job meine Leidenschaft, vielleicht sogar Lebensinhalt, oder nur ein Mittel, den Lebensunterhalt zu bestreiten?
  • Möchte ich mit meiner Arbeit auch der Gesellschaft etwas zurückgeben?

Ist die Bestandsaufnahme gemacht, gilt es die Ergebnisse auszuwerten und mit den Optionen abzugleichen:

  • Wer beispielsweise ein großes Bedürfnis nach Sicherheit hat und vielleicht eine große Familie ernähren muss, kann im öffentlichen Dienst glücklich werden.
  • Wer lieber praxisorientiert als theoretisch arbeitet und Wert auf ein hohes Einkommen legt, ist in der freien Wirtschaft besser aufgehoben als an einer Hochschule.
  • Wer das Risiko und lange Arbeitszeiten nicht scheut, unternehmerische Fähigkeiten hat und strategisch denken kann, kann den Schritt in die Selbstständigkeit in Betracht ziehen.
  • Ist der so genannte „Purpose“, also eine Sinnhaftigkeit in der eigenen Arbeit, besonders wichtig, kann ein nachhaltiges Unternehmen oder eine NGO das Richtige sein.

Steht die grobe Marschrichtung, steht der nächste Schritt an: die genauen inhaltlichen Themen. Für welches Thema brennt man so sehr, dass die intrinsische Motivation groß genug ist, das Ziel auch über eine lange Wegstrecke nicht aus den Augen zu verlieren? So braucht es für ein Start-up eine Geschäftsidee, in der Universität ein interessantes Forschungsobjekt oder -thema und auch in der freien Wirtschaft stellt sich die Frage, bei welchem Unternehmen genau man arbeiten möchte und an welchen Produkten man gerne beteiligt sein möchte.

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Sich über das erwünschte Ziel klar zu werden, ist wichtig: Wer sich die Zeit dafür nicht nimmt, verschenkt viel Potenzial, weil er Kraft investiert, die aber nicht zielgerichtet eingesetzt wird. Hinzu kommt, dass ohne ein festes Ziel vor Augen gar nicht definiert werden kann, wann man Erfolg hat – und das demotiviert. Wer klare Prioritäten setzt, lebt bewusster und behält sein Leben in der Hand, ohne sich von äußeren Umständen fremdbestimmen zu lassen. Bei der Formulierung der individuellen Karriereziele sollten ein paar Punkte beachtet werden.

Herausfordernd, aber machbar: Das sollte das Motto bei der Formulierung eines Karriereziels sein. Wird es zu hoch gesteckt und demzufolge nicht erreicht, ist das extrem demotivierend. Und: Man sollte es aufschreiben. Bei diesem Prozess werden Gedankengänge strukturiert und auch das Unterbewusstsein eingebunden. Dieses „innere Commitment“ führt dann dazu, dass das Ziel klarer vor Augen ist und die Chance auf Erfolg größer ist.

Zu realistischen Zielen gehört auch, mehrere zu formulieren und dann hierarchisch zu ordnen. Wer zum Beispiel das Ziel hat, Professor:in zu werden, sollte auch einen Plan B haben, da viel mehr junge Wissenschaftler:innen diese Position anstreben, als es Stellen gibt. Auch können äußere Umstände, zum Beispiel familiäre Gründe, dazu führen, dass das ursprüngliche Karriereziel nicht erreichbar ist. Wird dann das Alternativziel angestrebt, hat man nicht das Gefühl, gescheitert zu sein.

Ausschlaggebend für die Erreichbarkeit des Ziels ist auch die persönliche Motivation: Man sollte sich nur Ziele setzen, die man auch gegen Widerstände und Rückschläge weiter energisch durchsetzen kann.

Nur das finale Karriereziel wie einen großen Berg vor Augen zu haben, kann entmutigend sein. Sinnvoller ist es, Zwischenziele zu formulieren: Das können beispielsweise der Studienabschluss, der Doktortitel, eine Anstellung, eine Beförderung oder schließlich die leitende Position sein. Zwischendurch vielleicht ein Auslandsaufenthalt, die Familiengründung. Mit vielen kleinen Zwischenzielen lassen sich immer wieder kleine Erfolge feiern und die lange Strecke durchhalten.

Von Zeit zu Zeit sollte das eigene Ziel auf Aktualität überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Veränderte Lebensumstände oder hinzugewonnene Lebenserfahrung können auch die Veränderung des Ziels an sich mit sich bringen. Das ist keine Niederlage, denn es ist ja nichts in Stein gemeißelt. Wichtig ist nur, sich wieder klar zu werden, was das Ziel ist und die Karriere entsprechend zu planen

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