Gehalt eines Professors an einer Privathochschule
Professoren an einer Privathochschule handeln ihr Gehalt mit der Bildungseinrichtung aus. Die Höhe hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut der Bewerber auf die Stelle passt, welche Relevanz der Lehrstuhl innerhalb der Hochschule hat und wie das Anforderungsprofil für die Stelle aussieht. Argumente für ein höheres Gehalt können auch die eigene aktuelle Vergütung, die wissenschaftlichen Herausstellungsmerkmale oder die Bewerbersituation sein. Bei Konkurrenzangeboten staatlicher Hochschulen, wenn es für das Fach an Lehrpersonal mangelt oder wenn die Hochschule den Kandidaten als hochkarätiges Aushängeschild gewinnen möchte, haben geeignete Bewerberinnen eine besonders gute Ausgangsposition für die Gehaltsverhandlungen.
Auch wenn private Hochschulen nicht daran gebunden sind, orientieren sie sich dennoch oft an der W-Besoldung, wie sie an staatlichen Hochschulen für Lehrstühle üblich ist. Diese beträgt für eine Juniorprofessur (Stufe W1) zwischen 4.500 und 5.300 Euro brutto (Stand 2021), W2- und W3-Professoren verdienen zwischen 5.700 und 8.000 Euro monatlich.
Professorinnen und Professoren an privaten Bildungseinrichtungen sollten berücksichtigen, dass sich diese Werte auf das Grundgehalt beziehen – Beamte steigen mit der Zeit in höhere Besoldungsstufen auf, können zusätzliche Leistungsbezüge und einen Familien- und Kinderzuschlag erhalten. Berücksichtigt werden muss außerdem, dass angestellte Professoren anders als Beamte hiervon noch anteilig Sozialversicherungsabgaben zahlen müssen. Über flexible Gehaltsbestandteile wie Boni zusätzlich zu verhandeln, kann sich also lohnen, denn Familienzuschläge und Weihnachtsgeld sind eher unüblich.
Wer erwägt, sich aus einem bestehenden Beamtenverhältnis abwerben zu lassen, muss besonders genau überlegen und verhandeln, denn hier geht es auch darum, die (Alters-)Versorgungsdifferenz zwischen Beamten- und Angestelltenverhältnis auszugleichen. Kündigungsmöglichkeiten und -fristen, sowie die Länge einer eventuellen Probezeit oder Befristung sollten vor einer Unterschrift sorgfältig geprüft werden.
Fazit: Vor- und Nachteile einer Privathochschulprofessur
PRO
Für eine Karriere als Privathochschulprofessorin spricht erst einmal ganz einfach, dass der Zugang etwas leichter ist: Es wird nicht wie an staatlichen Universitäten eine Promotion und Habilitation verlangt, da die Berufserfahrung im Vordergrund steht. Auch sind die Chancen größer, da nicht zahllose Mitbewerber aus dem akademischen Mittelbau auf die einzige Karrierechance Professur hinarbeiten. Wer die entsprechende Berufserfahrung hat, kann sich bei den oft thematisch eng gefassten Stellen auf die genau passende bewerben.
Wer bei der Professur vor allem an die Lehre denkt, mit den Studierenden arbeiten will und eine eher geringere Motivation hat, eigene Forschung zu betreiben, der ist hier auch richtig. Durch den starken Fokus auf die Lehre ist das an Privathochschulen möglich – im Gegensatz zu den staatlichen Unis, an denen ohne entsprechende regelmäßige Publikationen die wissenschaftliche Karriere nicht weitergeht.
Ein weiterer Vorteil an der Privathochschule kann die Nähe zur Wirtschaft sein: Professorinnen und Professoren können Innovationspartner für Unternehmen sein, spannende Transformationsprozesse begleiten und zusammen mit Unternehmen an ganz konkreten Lösungen für Herausforderungen aus Arbeitswelt und Gesellschaft arbeiten.
Der enge Kontakt zur freien Wirtschaft spricht aber noch aus einem anderen Grund für die Privatuni: Durch die Kontakte bieten sich bei einem Ausscheiden aus der Professur oft gute Möglichkeiten zur Weiterbeschäftigung. Jungen Akademikerinnen an staatlichen Unis, die keine Professur ergattern können, stehen diese mangels Berufserfahrung oft nicht offen.
Professuren an Privathochschulen werden außerdem überdurchschnittlich oft in Teilzeit ausgeführt: Wer also Wert auf eine entsprechende Work-Life-Balance, zum Beispiel mit kleinen Kindern, auf einen zusätzlichen Job in der Wirtschaft oder auf eine Unternehmensgründung legt, kann das hier eher realisieren.
CONTRA
Gegen einen Job an der Privathochschule spricht die fehlende Verbeamtung. Die Sicherheit einer Anstellung auf Lebenszeit, zusätzliche Leistungen, eine hohe Altersvorsorge und Versorgung der Familie ist eher mit einer Professur an einer staatlichen Hochschule zu erreichen.
In der schnelllebigen privaten Hochschullandschaft kann es außerdem passieren, dass gerade kleine Einrichtungen durch den finanziellen Druck schließen müssen. Somit droht der Verlust des Arbeitsplatzes – ganz im Gegensatz zu einer Universitätsprofessur, bei der der oder die Lehrende in der Regel auf Lebenszeit verbeamtet ist.
Wem die wissenschaftliche Reputation in der Fachwelt wichtig ist, wird an einer privaten Bildungseinrichtung wohl nicht glücklich werden. Da diese sich meist aus entsprechenden Forschungsprojekte und Publikationen speist, hat man hier das Nachsehen.
Im Gegensatz zu staatlichen Universitäten muss man an privaten selbst prüfen, wie seriös die anvisierte Hochschule ist und ob die Studiengänge akkreditiert worden sind – das Niveau der Hochschulen ist sehr unterschiedlich. Das CHE-Ranking kann hier helfen: Es informiert unter anderem über das Renommee einer Hochschule.