Berufspraxis an außeruniversitärer Forschungseinrichtung?
Auch die Tätigkeit an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung kann als externe Berufspraxis anerkannt werden. Dies wird an den einzelnen Fachhochschulen jedoch unterschiedlich gehandhabt. Dabei macht es einen Unterschied, an welchem Institut Sie tätig waren und wie praxisnah die Forschung dort ist. Ein Aufenthalt an einem Fraunhofer-Institut wird meist als die erforderliche Berufspraxis außerhalb der Hochschule gewertet, eine Stelle bei einem Max-Planck-Institut hingegen nicht unbedingt, da die Institute in erster Linie Grundlagenforschung betreiben.
Wer hingegen seine gesamte Forschungslaufbahn ausschließlich an Hochschulen und Universitäten zugebracht hat, hat bei der Bewerbung auf eine FH-Professur schlechtere Karten. Habilitierte müssen sich in der Bewerberrunde definitiv auf die Frage einstellen, warum sie an einer Fachhochschule arbeiten wollen.
Im Einzelfall kann die Habilitation jedoch auch als hinreichende Berufserfahrung anerkannt werden. Allerdings sollten Sie den Praxisbezug Ihrer Habilitation im Bewerbungsanschreiben erläutern. Gerade wenn eine Fachhochschulprofessur wiederholt ausgeschrieben wird, weil es bisher keine passenden Bewerber gab, sind die Berufungskommissionen zu Kompromissen bereit.
INFO-BOX: Wo sammeln FH-Professoren ihre berufspraktischen Erfahrungen?
- Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
- Industrieunternehmen
- Hochschule
- Selbstständigkeit
- Beratungsunternehmen
Professoren an Fachhochschulen in Zahlen
Fachhochschulprofessoren stehen weniger im Fokus als ihre Kollegen an den Universitäten, und doch sind sie ihnen zahlenmäßig fast ebenbürtig. Etwa 20.000 Professorinnen und Professoren lehrten 2018 an den Fachhochschulen in Deutschland. Die gesetzlichen Vorgaben an die Berufung von Fachhochschulen sind die gleichen wie an den Universitäten: Die Professur muss öffentlich ausgeschrieben werden, eine Berufungskommission kommt zum Einsatz, die aus den Bewerbern den am besten geeigneten Kandidaten zum „Vorsingen“ einlädt. Die drei besten Bewerber kommen auf die Berufungsliste. Haben die jeweils erforderlichen Gremien dieser zugestimmt, dann erhält der Erstplatzierte den Ruf.
Besonderheiten zur Titelführung von FH-Professoren
Auch FH-Professoren haben das Recht, den Titel „Professor“ zu führen. Hier gibt es keinen Unterschied zur Universitätsprofessur. Föderale Unterschiede gibt es jedoch, wenn ein Professor aus dem Hochschuldienst ausscheidet. Der Professoren-Titel darf dann weitergeführt werden, wenn der Professor bereits die Altersgrenze erreicht hat oder dienstunfähig wird. Meist gibt es in den jeweiligen Gesetzen aber einen zusätzlichen Passus, wonach ein Professor unter bestimmten Bedingungen bereits nach fünf oder sechs Jahren Dienstzeit seinen Titel behalten darf.
Anforderungen an FH-Professoren
Für die Fachhochschulprofessur wird eine einschlägige Promotion als Nachweis der Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit benötigt. Ausnahmen sind nur äußerst selten möglich. Der Hochschullehrerbund, der Berufsverband der Professoren an Fachhochschulen, empfiehlt Interessierten außerdem, sich langfristig auf eine solche Bewerbung vorzubereiten. Ihr Arbeitsgebiet sollte nicht zu eng gefasst werden. Schärfen Sie – wie auch im universitären Forschungsbetrieb – Ihr wissenschaftliches Profil zum Beispiel durch Veröffentlichungen und Fachvorträge. Sammeln Sie zudem Lehrerfahrungen durch Lehraufträge, Vertretungs- und Gastprofessuren. Auch Tätigkeiten als Ausbilder in einem Unternehmen werden als Lehrerfahrung anerkannt. Zudem sollten Sie Mitglied in den einschlägigen Netzwerken, Fachgesellschaften und Berufsverbänden sein und die dort angebotenen Möglichkeiten auch tatsächlich nutzen.
Aufgabenfelder von FH-Professoren
Einige Wissenschaftler, die im Berufungsverfahren der Universitäten bisher gescheitert sind, versuchen über den Umweg der FH-Professur ihr eigentliches Ziel zu erreichen. Dieses Vorgehen kann von Erfolg gekrönt sein, wenn Sie an einer drittmittelstarken FH arbeiten und den Kontakt zur universitären Welt nicht abreißen lassen. Den Fachhochschulen ist an der Rolle als Lückenbüßerin berechtigterweise nur wenig gelegen. Wenn Sie sich also mit einer Habilitation oder vergleichbaren Forschungserfahrung, die Sie zum Universitätsprofessor qualifizieren, an einer FH bewerben, müssen Sie sich entsprechend auf sehr kritische Nachfragen einstellen.
Die Vermittlung von Wissen steht an den Fachhochschulen im Vordergrund. Entsprechend ist die Lehrverpflichtung der dortigen Professoren mit zumeist 18 Semesterwochenstunden doppelt so hoch wie an den Universitäten. Zur Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltungen kommen noch Verwaltungstätigkeiten und die Forschung hinzu. Die Einwerbung von Drittmitteln ist an Fachhochschulen weniger wichtig als an den Universitäten, rückt aber durch die stärkere Ausrichtung zur Anwendungsforschung zunehmend in den Fokus.
Fachhochschulprofessuren werden oft mit sehr spezifischem Anforderungsprofil ausgeschrieben. Dieses wird jedoch nur in den seltensten Fällen erfüllt. Daher ist es wichtig, dass Sie sich im Vorfeld überlegen, mit welchen Erfahrungen Sie dem gesuchten Profil entsprechen, und welche zusätzlichen Erfahrungen, Netzwerke und mögliche Kooperationspartner Sie mitbringen, von denen Studierende und Fachhochschule profitieren können.
INFO-BOX: Welche Voraussetzungen müssen FH-Professoren erfüllen?
- Abgeschlossenes Hochschulstudium
- Promotion
- Erfahrung in Anwendung und Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden
- Berufserfahrung außerhalb des Hochschulsektors
- Publikationen
- Lehrerfahrung
Das Gehalt von Fachhochschulprofessoren
Fachhochschulprofessoren sind in der Regel Beamte und werden wie ihre Kollegen, den Professoren an den Universitäten, auch nach W2 oder W3 besoldet. Einen Überblick über die Richtlinien der einzelnen Bundesländer beziehungsweise Hochschulen hat der Hochschulverband zusammengestellt.
Leistungsbezüge auch für FH-Professoren
Auch als Fachhochschulprofessor erhalten Sie zusätzlich zur Grundbesoldung Leistungsbezüge, die Sie bei Ihrer Berufung, bei Bleibeverhandlungen, aber auch nach Ablauf von jeweils fünf Jahren aushandeln können. Das gilt auch für Professoren, die keine Beamten sind, sondern Angestellte ihrer Hochschulen. Diese Zulagen werden für besondere Leistungen in Lehre, Forschung, Kunst, Weiterbildung, Nachwuchsförderung, Selbstverwaltung und anderen Bereichen gewährt. Sie können auf das spätere Ruhegehalt angerechnet werden. Für spezielle Leitungsfunktionen gibt es zudem noch Funktionsleistungsbezüge. Das betrifft in der Regel die Rektoren, Dekane und Frauenbeauftragten. Die Vergabe von Leistungsbezügen wird vom Bundesland gesetzlich geregelt. Viele Fachhochschulen haben eine eigene Ordnung für die Vergabe von Leistungsbezügen, in der das Verfahren, die Vergabebedingungen sowie die maximale Höhe dieser Bezüge festgelegt sind.
Gibt es bei der FH-Professur Möglichkeiten zur Nebentätigkeit?
Wenn Sie Ihre Vielseitigkeit in Wirtschaft und Wissenschaft unter Beweis gestellt haben, möchten Sie vielleicht nicht allein auf eine FH-Professur festgelegt sein, sondern denken über eine zusätzliche Nebentätigkeit nach. Grundsätzlich ist diese Beamten gestattet, doch sie ist mindestens anzeige- und meist auch genehmigungspflichtig. Keine Genehmigung benötigen Sie in der Regel für Nebentätigkeiten, die in den privaten Bereich fallen, unentgeltlich sind oder auch für Vortragstätigkeiten – sofern Sie mit der Ausübung nicht Ihre dienstlichen Pflichten verletzen.
Mit einer Absage müssen Sie rechnen, falls Ihre Nebentätigkeit im Konflikt mit Ihrer Haupttätigkeit als FH-Professor steht. Also etwa wenn ...
- Ihre Unbefangenheit oder Überparteilichkeit dadurch beeinflusst wird,
- Sie mehr als 40 Prozent Ihres jährlichen Endgrundgehalts dafür erhalten oder
- Sie mehr als ein Fünftel Ihrer regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit dafür aufbringen.
Die genauen Modalitäten lassen sich aus der Bundesnebentätigkeitsverordnung und den Hochschulnebentätigkeitsverordnungen der Länder entnehmen.